Kim Kardashian plaudert aus, wo ihr Vater geheime O.J. Simpson-Beweise in ihrem Haus versteckt hatte

Die junge Kim Kardashian West weiß genau, wo sie findet, wonach sie sucht. Ihr Vater, der Anwalt Robert Kardashian, gehört zum Verteidigungsteam von O.J. Simpson und bewahrt seine Beweisbücher an einem bestimmten Ort im Haus der Familie auf. An den Wochenenden schleicht sich seine von wahren Verbrechen besessene Tochter an den geheimen Ort und sieht sich alles an.

Tatsächlich teilten die meisten Leute das Interesse von Kardashian West am Prozess gegen O.J. Simpson. Die Medien berichteten ununterbrochen über den Fall. The Los Angeles Times hatte ihn mehr als 300 Tage nach dem Verbrechen auf der Titelseite. In der Zeit von 1994 bis 1997 wurde in mehr als 2.200 Fernsehnachrichten detailliert über den Prozess berichtet.

Das aufzuklärende Verbrechen war grausam. Am 12. Juni 1994 wurde Simpsons Ex-Frau Nicole Brown Simpson und ihr Freund Ron Goldman vor ihrer Wohnung in Los Angeles, Kalifornien, erstochen. Ihr Ex-Mann und ehemaliger Football-Star Simpson wurde sofort zum Verdächtigen. Er reagierte, indem er vor den Behörden floh, und das war erst der Anfang.

Simpson beteuerte schlussendlich seine Unschuld, und das ganze Land verfolgte die Geschehnisse des Prozesses. Dabei konnte man zweifellos auch einen Blick auf den Anwalt Robert Kardashian erhaschen, der neben seinem langjährigen Freund Simpson saß. Damit er seine wohlüberlegten Ratschläge jederzeit parat hatte, bewahrte Kardashian stapelweise Beweise zu Hause auf - Stapel, die seine kleine Tochter und der zukünftige Superstar Kardashian West, persönlich durchblättern würde.

Orenthal James "O.J." Simpson erschien als Footballspieler für die University of Southern California in der Öffentlichkeit. Er spielte als Running Back für die Trojans und gewann in 1968 die prestigeträchtige Heisman Trophy. Damit startete Simpson seine erfolgreiche Karriere in der NFL. Er war der erste Spieler, der in einer einzigen Saison über 2.000 Yards lief.

Als sich Simpson in 1979 aus der NFL zurückzog, verschwand er nicht aus der Öffentlichkeit. In den Jahren 1983 und 1985 wurde er in die Hall of Fame des College- bzw. Profifootballs aufgenommen. Außerdem widmete sich Simpson widmete neuen beruflichen Herausforderungen - er versuchte sich als Schauspieler und war auch als Football-Kommentator tätig.

Fünf Jahre nach seiner Pensionierung passierte auch in Simpsons Privatleben eine große Veränderung. Damals in 1967 hatte er im zarten Alter von 19 Jahren Marguerite L. Whitley geheiratet. Mittlerweile ein ganzes Jahrzehnt später lernte er Nicole Brown kennen, eine Kellnerin im Nachtclub The Daisy in Beverly Hills. Noch während seiner Ehe, begann Simpson ein Verhältnis mit ihr.

Im März 1979 beschloss Simpson dann, seine Ehe mit Whitley zu beenden. Es dauerte fast sechs Jahre, bis er mit seiner Freundin Brown erneut den Bund der Ehe schloss. Die beiden heirateten am 2. Februar 1985, ein halbes Jahrzehnt nachdem sich der Football-Star aus der NFL zurückgezogen hatte. Das glückliche Paar brachte Ende der 1980er Jahre zwei Kinder zur Welt: Sydney und Justin.

Ein Happy End sollte es für Simpson und Brown jedoch nicht geben. Das Paar führte eine stürmische Beziehung, und die Polizei musste oftmals wegen häuslicher Gewalt im Simpson-Haushalt anrücken. In 1989 wurde Simpson sogar wegen Misshandlung in der Ehe angeklagt, plädierte aber auf "außergerichtliche Beilegung". Drei Jahre später beschloss Brown die Scheidung einzureichen und somit die Beziehung ein für alle Mal zu beenden.

Trotz der Scheidung konnten Simpson und Brown jedoch nicht voneinander lassen. Sie kamen wieder zusammen - und verfielen sofort wieder in ihren alten Trott. Laut den Beweisen, die während Simpsons Prozess vorgelegt wurden, hatte Brown am 25. Oktober 1993 die Polizei gerufen. Auf der schauerlichen Tonaufnahme war zu hören, wie Brown weinte und angab, dass ihr Ex sie verprügeln würde.

Auf diesen Vorfall hin trennten sich Simpson und Brown endgültig, aber das war noch nicht die letzte Wendung ihrer Geschichte. Kaum ein Jahr später wurde Brown zusammen mit ihrem Freund Ron Goldman tot vor ihrer Wohnung in Los Angeles' Stadtteil Brentwood aufgefunden. Sie starben bei einer entsetzlich brutalen Messerstecherei.

Brown war so oft in Kopf und Hals gestochen worden, dass sie kaum noch zusammenhingen. Die Stichwunden an ihren Händen deuteten darauf hin, dass sie versucht hatte, sich gegen den Mord zu wehren. Als die Polizei schließlich eintraf, waren sowohl sie als auch Goldman bereits seit etwa zwei Stunden tot.

Der diensthabende Polizeibeamte Robert Riske sammelte am Tatort sofort Beweise. Darunter befand sich auch ein einzelner blutverschmierter Handschuh. Die Behörden begaben sich sofort zu Simpsons Anwesen, das ebenfalls in Brentwood lag, um ihm mitzuteilen, dass seine Ex-Frau gestorben war. Da sie befürchteten, dass auch Simpson Opfer des unbekannten Angreifers geworden sein könnte, verschafften sie sich Zutritt.

Anstatt einen weiteren grausigen Tatort vorzufinden, stieß der Polizeibeamte Mark Fuhrman angeblich auf ein verblüffendes Beweisstück. Er gab an, zufällig einen zweiten Handschuh gefunden zu haben, nämlich das Gegenstück des Handschuhs, der am Tatort gefunden wurde. Auch er war blutgetränkt - die Proben stimmten mit der DNA beider Opfer überein, die in jener Nacht in Brentwood ermordet wurden.

Diese vermeintliche Entdeckung lieferte der Polizei ausreichend Beweise, um einen Haftbefehl gegen Simpson zu erlassen. Nach seiner Vernehmung wurde der ehemalige Football-Star zunächst auf freien Fuß gesetzt, Simpson beauftragte umgehend Robert Shapiro mit der Leitung seines Verteidigungsteams. Diese Hilfe würde er dringend brauchen. Nachdem die Ermittler weitere Beweise gesammelt hatten, kamen sie zu dem Schluss, dass Simpson wegen zweifachen Mordes ersten Grades angeklagt werden sollte.

Simpson schien schwer unter dem Eindruck der Ereignisse zu leiden. Er blieb bei seinem guten Freund, dem Anwalt Robert Kardashian und ließ sich sogar ein Beruhigungsmittel verschreiben. Shapiro sorgte sich über den geistigen Zustand und mögliche Selbstmordabsichten seines Klienten, insbesondere nachdem er sein Testament aktualisiert und Briefe an seine Kinder, seine Mutter und die Öffentlichkeit geschrieben hatte.

Simpson hatte sich nicht das Leben genommen. Stattdessen fuhr ihn sein Freund Al Cowlings in einem weißen Ford Bronco SUV die Interstate 405 hinauf. Als sich ihnen die Polizei näherte, warnte Cowlings, dass Simpson ihm eine Waffe an den Kopf gehalten hätte. Also verfolgten die Beamten deren Wagen im Schneckentempo, jedenfalls für eine Verfolgungsjagd - 20 Polizeifahrzeuge verfolgten den Bronco mit knapp 60 Kilometern pro Stunde.

Die Verfolgungsjagd war ein Paradebeispiel für die scheinbar unaufhörliche Berichterstattung über den Prozess gegen O.J. Simpson. Die meisten Sender unterbrachen sogar die Berichterstattung über die NBA-Finals in 1994, um über die langsame Verfolgungsjagd zu berichten, und 95 Millionen Menschen sahen live dabei zu. Von diesem Moment an wurde Simpsons Fall wegen des großen Presserummels und der öffentlichen Aufregung als Jahrhundertprozess bekannt.

Wie eingangs erwähnt, wurde Shapiro von Simpson mit der Leitung seiner Verteidigung beauftragt. Letztendlich übernahm jedoch Johnnie Cochran das Ruder über Simpsons hochkarätigen Rechtsbeistand, der später als "Dream Team" bekannt werden sollte. Neben Cochran gehörten hierzu F. Lee Bailey, Alan Dershowitz, Shawn Holley, Carl E. Douglas, Gerald Uelmen und natürlich Robert Kardashian.

Bevor sein guter Freund Simpson wegen Mordes verhaftet wurde, hatte Kardashian seine Anwaltslizenz zu Gunsten einer Karriere in der Wirtschaft ruhen lassen. Um den Angeklagten als Teil seines Dream Teams beraten zu können, aktivierte er sie dann wieder. Einige glaubten, Kardashian wollte dadurch eine Vorladung verhindern, bei der er Details aus Simpsons Privatleben hätte preisgeben müssen, insbesondere in Bezug darauf, wie dieser Brown behandelt hatte.

Auch ohne Kardashians Aussage schien die Staatsanwaltschaft genügend handfeste Beweise gegen Simpson zu haben. Zunächst einmal hörte eine Grand Jury die Aussagen von zwei Zeugen: Jill Shively und Jose Camacho. Shively behauptete, Simpsons Bronco vom Tatort wegfahren gesehen zu haben, während Camacho aussagte, er habe dem NFL-Rekordhalter ein Messer verkauft, das der Mordwaffe ähnelte.

Sowohl Shively als auch Camacho haben ihre Geschichten schon vor Prozessauftakt an die Presse verkauft, so dass ihre Aussagen zum Zeitpunkt des Strafprozesses nichtig waren. Bezirksstaatsanwältin Marcia Clark war dennoch der Meinung, dass sie genug für eine Verurteilung Simpsons in der Hand hatte, vor allem wegen der am Tatort gesammelten DNA-Beweise.

Die Gerichtsmediziner von Los Angeles fanden auf der Suche nach forensischen Beweisen auf dem Eingangstor zu Simpsons Haus drei Blutstropfen von ihm. Außerdem stellten sie Browns und Goldmans DNA in Simpsons Bronco sowie Blutstropfen auf seinen Socken sicher. Auch physische Beweise halfen ihnen, ein Bild von der Nacht zu zeichnen, in der Brown starb.

Die Staatsanwaltschaft rekonstruierte, dass Brown ihre Kinder ins Bett gebracht habe, als sie ein Klopfen oder Geräusch von der Haustür gehört habe. Daraufhin habe sie die Tür geöffnet und Simpson soll sie so schnell angegriffen haben, dass sie keine Zeit mehr hatte zu schreien. Er habe dann das Messer auf Goldman richten müssen, der bei Browns Haus angekommen sei und den Angriff unterbrochen habe. Als Goldmann dann tot war, habe Simpson seiner Ex-Frau einen letzten Stich versetzt, um sicherzustellen, dass auch sie wirklich tot war.

Simpsons Verteidiger machten unter anderem die DNA-Beweise zum Gegenstand ihrer Verteidigung - nämlich, dass sie grob falsch gehandhabt worden seien, was sie unzuverlässig mache. In den frühen 1990er Jahren hatte die Öffentlichkeit keine Ahnung, wie präzise solche Tests sein konnten, so dass ihr Verteidigungsargument stärker war, als es in einem modernen Prozess der Fall sein könnte.

Der denkwürdigste Teil der Argumentation der Verteidigung war jedoch die Erwähnung der blutverschmierten Handschuhe, von denen einer am Tatort und der andere auf Simpsons Grundstück gefunden wurde. Simpsons Anwaltsteam überzeugte den stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt Christopher Darden, den Verdächtigen die Handschuhe vor Gericht anprobieren zu lassen. Der ehemalige Sportler hatte bekanntermaßen Schwierigkeiten, in die Handschuhe zu schlüpfen, was Cochran dazu veranlasste, während des gesamten Prozesses zu wiederholen: "Wenn er nicht passt, müssen Sie ihn freisprechen."

Am 3. Oktober 1995 verfolgten dann 100 Millionen Menschen vor den Bildschirmen, wie die Geschworenen ihr Urteil im Fall Simpson bekanntgaben. Sie befanden den ehemaligen Football-Star in beiden Anklagepunkten für nicht schuldig. Später gaben einige der Geschworenen zu, dass sie eigentlich der Meinung waren, Simpson habe die Verbrechen wahrscheinlich begangen, aber die Staatsanwaltschaft konnte es nicht zweifelsfrei beweisen.

Eine weitere Person, die Simpsons Unschuld bezweifelte, war Kardashian selbst. Obwohl er im Verteidigungsteam seines Freundes mitgewirkt hatte, gab der Anwalt später in einem Interview mit ABC zu, dass er nach wie vor einen Verdacht hegte. Er sagte: "Ich hege meine Zweifel. Die Blutspuren sind mir der größte Dorn im Auge. Sie bereiten mir die größten Probleme."

Vielleicht waren diese Gefühle der Grund dafür, dass Kardashian schließlich die Freundschaft mit Simpson beendete. Simpson verlor auch 33,5 Millionen Dollar in einem Zivilprozess, in dem er für den Tod von Goldman und die Körperverletzung von Brown verantwortlich gemacht wurde. Darüber hinaus hinderte ihn ein Richter daran, Gewinne aus einem gescheiterten Deal zu erzielen, für den er eigentlich ein Buch hätte schreiben sollen, mit dem Titel If I Did It : Confessions of the Killer (Falls ich es getan hätte: Bekenntnisse eines Mörders).

Der Rest von Robert Kardashians Leben spielte sich jenseits des Rampenlichts ab. Seine erste Frau Kris und er hatten in 1978 geheiratet und sich in 1991 wieder getrennt. sie hatten vier gemeinsame Kinder: Kourtney, Kim, Khloe und Rob. Nach der Scheidung von Kris heiratete Kardashian zweimal erneut, hatte aber keine weiteren Kinder.

Im Juli 2003 erfuhr Kardashian dann, dass er an Speiseröhrenkrebs erkrankt war - eine tödliche Diagnose. Nur zwei Monate später verstarb er im Alter von nur 59 Jahren. Damit verpasste er das meiste von dem, was für seine Familie noch kommen sollte. Die Kardashians hatten die beliebte Reality-Show Keeping Up With the Kardashians und gründeten eine Reihe erfolgreicher Unternehmen.

Dank der Show und ihrer großen Fangemeinde in den sozialen Medien verzeichnet Kim Kardashian West besonders großen Erfolg. Sie hat eine endlose Reihe von Produkten herausgebracht, wie zum Beispiel Smartphone-Apps, Spiele, Bücher und Kleidung. In jüngster Zeit hat sie ihre eigenen Linien KKW Beauty und Fragrance sowie eine Shapewear-Marke namens SKims gegründet. So verfügt sie im Juni 2019 über ein Nettovermögen von 370 Millionen Dollar.

Hinter den Kulissen hegt Kardashian West bekanntermaßen seit Langem ein Interesse an True-Crime- und Gerichts-Shows. In einem Interview mit der Vogue im Mai 2019 sprach der Reality-TV-Star von ihrem engen Verhältnis zu ihrem Vater, und dass ihr dies einen direkten Einblick in das Leben eines Anwaltes ermöglichte.

Kardashian West erinnerte sich, wie das Haus ihrer Familie während der Zeit des Simpson-Prozesses zu einem Zentrum für das Verteidigungsteam wurde: "An den Wochenenden nutzten sie unser Haus als Büro, zusammen mit Johnnie Cochran und Bob Shapiro." Außerhalb dieser Zeiten bewahrte ihr Vater jedoch alle seine juristischen Dokumente an einem sicheren Ort auf.

Kardashian West verriet: "Mein Vater hatte eine Bibliothek, und wenn man gegen diese Wand drückte, kam man in einen ganzen versteckten Schrankraum mit all seinen O.J.-Beweisbüchern." Natürlich hielt dieses Geheimnis Kardashians kleine Tochter nicht davon ab, den Weg dort hinein zu finden. "Ich habe immer herumgeschnüffelt und mich umgesehen. Insbesondere auf die Forensik war ich natürlich ganz wild."

Das frühe Interesse von Kardashian West an den Rechtsakten ihres Vaters kann mittlerweile als Vorzeichen für ihre eigene juristische Zukunft betrachtet werden. In demselben Vogue-Interview verriet sie nämlich, dass sie selbst Anwältin werden wolle. Sie werde ein vierjähriges Jurastudium absolvieren und in 2022 ihr Examen ablegen.

Anders als ihr Vater konzentriert sich Kardashian West jedoch hauptsächlich auf die Reform des Strafrechtssystems. Es begann damit, dass sie die Geschichte von Alice Marie Johnson hörte, die wegen eines harmlosen Drogenvergehens mehr als 20 Jahre im Gefängnis gesessen hatte. Kardashian West dachte darüber: "Das ist so falsch und so skurril".

Kardashian West traf sich daraufhin mit Präsident Trump und einem Team von Anwälten sowie dem CNN-Kommentator und Strafjustiz-Reform-Aktivisten Van Jones. Der Präsident begnadigte Johnson und befreite sie nach zwei Jahrzehnten aus dem Gefängnis. Später unterzeichnete er den FIRST STEP Act, ein parteiübergreifendes Gesetz, das das Strafrechtssystem weiter verbessern soll.

Die Tatsache, dass Präsident Trump so große Anstrengungen unternommen hat, um das Strafrechtssystem zu reformieren, hat Kardashian West dazu bewogen, ein Jurastudium zu absolvieren. Sie erklärte: "Ich hätte in einer Million Jahren nicht gedacht, dass wir so weit kommen würden, Gesetze zu verabschieden. Das war wirklich ein Wendepunkt für mich."

Nun, es begann alles damit, dass sich Kardashian West in die Bibliothek ihres Vaters schlich und in seinen juristischen Akten schnüffelte, die sorgsam in einem geheimen Schrank versteckt waren. In Anbetracht ihres aufsehenerregenden Lebensstils kann man davon ausgehen, dass ihre juristischen Bemühungen eines Tages genauso viel Aufmerksamkeit erregen werden wie die von ihrem Vater Robert, als er am Jahrhundertprozess gegen O.J. Simpson beteiligt war.