Es gibt Leute, die ihr Shampoo gegen Cola tauschen – und das passiert dann mit dem Haar

Jahrzehntelang war es üblich, sich ausschließlich mit Shampoo und Pflegespülung die Haare zu waschen bzw. zu pflegen. In den letzten Jahren haben einige Leute diese traditionellen Produkte gegen etwas ziemlich Unkonventionelles ausgetauscht: Coca-Cola! Was macht Soda eigentlich mit dem Haar?

Bevor dieser Wahnsinn um die Welt ging, hatten sich Beauty-Bloggerinnen schon seit einiger Zeit die Haare mit Cola gewaschen. Aber erst in 2015, als die Schauspielerin Suki Waterhouse verriet, dass sie ein totaler Fan davon ist, war das Thema plötzlich in aller Munde. Obwohl es eine verrückte Idee zu sein scheint, sich klebrige Limonade auf die Mähne zu schütten, könnte es einen Nutzen geben.

Wenn man den Fans des Shampoo-Ersatzes Glauben schenken kann, dann glättet das Spülen mit Cola die Haare und strafft die Locken. Wenn Cola wirklich das neueste Wundermittel der Haarpflege ist, wie funktioniert es dann? Wichtiger noch, ist an den Behauptungen überhaupt etwas dran?

Bevor wir uns mit den potenziell bahnbrechenden Pflegevorteilen von Cola befassen, werfen wir einen Blick auf die Entwicklung der Haarpflege. Shampoo in unserer heutigen Form gibt es erst seit etwas mehr als einem Jahrhundert. Aber die Menschen haben schon seit Jahrtausenden immer neue Dinge ausprobiert, um ihre Haare sauber zu halten.

Tatsächlich können wir unsere heutige Vorliebe für Shampoos bis ins Indien des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Dort verwendeten die Menschen damals das Fruchtfleisch von Seifenbeeren, auch bekannt als Waschnüsse, um ihr Haar sauber zu halten. Außerdem mixten sie der Rezeptur noch Hibiskus und Kräuter bei und führten eine Kopf- und Körpermassage durch, die als Champo bekannt ist.

Während des 19. Jahrhunderts entdeckten dann frühe Kolonialhändler die indischen Haarpflegerituale und führten "Champo" in Europa ein. Das Wort "Shampoo" kommt also tatsächlich von "Champo"! Für die einfachen Leute waren diese neuen Rezepturen jedoch noch unerreichbar, denn sie wurden damals nur von professionellen Stylisten verwendet.

In 1903 geschah einer der ersten Durchbrüche für kommerziell erhältliche Shampoos. Der Berliner Chemiker Hans Schwarzkopf entwickelte damals sein Trockenpulver "Schaumpon". Die Rezeptur duftete herrlich nach Veilchen wurde in deutschen Drogerien angeboten, so dass die Kunden das Produkt nun auch zu Hause verwenden konnten.

In 1908 äußerte sich die New York Times zu der neuen Haarwaschmode. Ja, die Zeitung beschrieb "einfache Regel" fürs "shampoonieren der Haare". Sie behauptete, dass für Menschen mit relativ gesundem Haar die Verwendung eines Haarpflegeprodukts - wie z. B. Castile-Seife - monatlich oder alle sechs Wochen ausreichen würde.

Als nächstes kamen in den 1920er Jahren dann Flüssigshampoos auf und machten das Haarewaschen einfacher denn je. Seitdem wurden die Rezepturen ständig verbessert. In den 1930er Jahren wurde das erste pH-neutrale Shampoo erfunden, und in den folgenden Jahrzehnten wurden den Produkten dann Inhaltsstoffe wie Polymere und Silikone hinzugefügt, um unsere Haare noch schöner und glänzender zu machen.

Für die ersten regelmäßigen Benutzern von Shampoo hieß es noch "weniger ist mehr". In den 1970er Jahren ermutigte uns die Werbung dann, die Haare häufiger zu waschen. Und einige Marken gingen sogar so weit, dass sie den Gebrauch ihrer Produkte mehrmals pro Woche empfohlen. Heutzutage ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dass manche Menschen ihre Haare täglich waschen.

Wie dem auch sei, Fachleute scheinen sich bis heute einig zu sein, dass man eher sparsam 'shampoonieren' sollte. Anthony Cole ist Stylist bei Sebastian Professional Haircare. In 2017 sagte er der Teen Vogue: "Die meisten jungen Frauen waschen ihre Haare viel zu oft. Für die meisten Haartypen ist drei Mal pro Woche völlig ausreichend."

Auch die richtige Wassertemperatur ist beim Haarewaschen entscheidend. Wenn man die Haare zum Beispiel in einer dampfenden Dusche wäscht, sehen sie anschließend wahrscheinlich schlaff und leblos aus. Dazu kommt, dass heißes Wasser die perfekt gefärbte Mähne schneller verblassen lassen kann.

Wenn es als um die richtige Methode zum Haarewaschen geht, scheint kühleres Wasser besser zu sein. Um unser Haar dann zu versiegeln, empfehlen Experten außerdem einen abschließenden kalten Guss. Laut Promi-Stylist Oscar Blandi hilft dies, "die Feuchtigkeit einzuschließen, was dem Haar auf lange Sicht zugute kommt".

Man sollte nicht nur wissen, welche Wassertemperatur man verwendet, sondern auch, wie das Wasser beschaffen ist. Einige Experten empfehlen die Installation eines Duschfilters, der Schadstoffe wie synthetische Chemikalien und Chlor auffängt. So kommt nur reines Wasser mit dem Haar in Berührung, was dazu beiträgt, es in Topform zu halten.

Selbst mit dem richtigen Wasser und dem richtigen Shampoonieren kann man beim Haarewaschen schnell etwas falsch machen. Zum Beispiel drücken die Leute offenbar viel zu fest auf ihre Kopfhaut, um ihr Produkt einzumassieren. Statt die Fingerspitzen in den Scheitel zu bohren, sollte man einfach leicht massieren. Das reicht aus, um die Durchblutung anzuregen und das Haarwachstum zu fördern.

Eine gute Routine im Haarewascchen umfasst neben dem Shampoo auch die Spülung. Hier ist Geduld gefragt. Das Produkt wirkt deutlich besser, wenn man es eine Weile ins Haar einziehen lässt. Ein schnelles Ausspülen gleich nach dem Auftragen ist also in den Augen der Experten ein Tabu. Die perfekte Einwirkzeit der Spülung kann allerdings ein Balanceakt sein.

Im Gespräch mit Teen Vogue erklärte Cole: "Man sollte die Spülung von der Mitte aus nach unten zu den Spitzen hin auftragen. Während das Produkt einzieht, kann man das Haar mit einen grobzinkigen Kamm entwirren. Man kann das Haar dann für fünf bis sieben Minuten in ein Handtuch wickeln die Spülung einwirken lassen. Längere Einwirkzeiten würden Rückstände hinterlassen."

Um das perfekte Aussehen seines Haares zu behalten, ist es damit nicht getan. Blandi erklärt: "Nach dem Abtrocknen mit dem Handtuch ist es immer gut, eine Hitzeschutzmittel zu verwenden, vor allem wenn ein heißes Stylinggerät verwenden möchte." Bevor das Glätteisen oder der Lockenstab dann zum Einsatz kommt, sollte das Haar wirklich knochentrocken sein."

Genau wie die Hautpflege sollte auch das Shampoo auf die spezifischen Bedürfnisse und das Profil des Haars abgestimmt sein. Für fettiges Haar verwendet man am besten reinigende Produkte und vermeidet solche, die zu viel Feuchtigkeit spenden. Für trockenes Haar eignen sich am besten feuchtigkeitsspendende Produkte, die auch gut für grobe Locken sind.

Wenn man nun bedenkt, wie viel Aufwand wir für unsere Haarpflege betreiben, scheint es kontraintuitiv, Cola über unsere mühevoll gepflegten Locken zu schütten. Immerhin machen sich Reinigungsblogger die Säure darin zu Nutze, um Schmutz und Rost zu entfernen und Oberflächen zum Glänzen zu bringen. Man könnte also meinen, dass es dem Haar seine Pracht eher rauben würde.

Vielleicht ist Cola gar nicht so schlecht fürs Haar, wie wir dachten. In 2015 verriet die britische Schauspielerin und Model Suki Waterhouse in einem Interview mit der Zeitschrift Us Weekly einen ihrer Schönheitstricks. Dabei schrieb sie der Limonade zu, ihrem Haar etwas mehr Elan zu geben.

Im Gespräch mit der Zeitschrift sagte Waterhouse ganz beiläufig: "Manchmal spüle ich mein Haar mit Coca-Cola aus." Sie erklärte diese unkonventionelle Haarpflege so: "Mein Haar gefällt mir nicht besonders, wenn es frisch gewaschen ist - es ist fein und schlaff - aber Coca-Cola lässt es zerzaust aussehen, als ob ich durch den Amazonas gegangen wäre oder so."

Es muss nicht extra erwähnt werden, dass Waterhouse' Haarpflegeroutine mit Cola viele Fans überrascht hat. Trotzdem inspirierte ihre Aussage eine Reihe von Autoren und Bloggern, den Tipp selbst auszuprobieren. Den unterschiedlichen Ergebnissen nach zu urteilen waren längst nicht alle von der Sodaspülung überzeugt.

Für diejenigen, die ihre Haare ab sofort mit Cola pflegen wollen: eine besondere Technik gibt es dafür nicht. Statt Shampoo und Spülung zu verwenden, spült man sein Haar mit der Limo. Das heißt, dass man sich beim Duschen - je nach Länge und Fülle des Haares - einfach ein bis zwei Flaschen davon über den Kopf gießt.

Für beste Ergebnisse sollte das gesamte Haar gleichmäßig in Cola getränkt sein. Dadurch fällt das Ergebnis dann auch einheitlich aus. Außerdem ist es wahrscheinlich eine gute Idee, die Cola rechtzeitig aus dem Kühlschrank zu nehmen, um einen Kälteschock zu vermeiden.

Jetzt, mit der Cola im Haar, hat man ein klebriges Durcheinander. Das liegt am vielen Zucker in der Cola, der die Strähnen umhüllt, so dass sie sich gummiartig und mit der Zeit auch verkrustet anfühlen. Das Haar riecht jetzt stark nach Cola, aber das gibt sich wieder, sobald man das Getränk nach fünf bis zehn Minuten Einwirkzeit wieder auswäscht.

Nach der Einwirkzeit muss die Cola gründlich mit Wasser ausgespült werden. Manche Leute raten zur Verwendung eines milden Shampoos, andere verzichten ganz auf herkömmliche Haarpflegeprodukte. Das Wichtigste scheint zu sein, dass man das klebrige Zeug wieder aus dem Haar bekommt.

Nun ist es wohl am besten, das überschüssige Wasser mit einem weichen Handtuch oder T-Shirt aufzusaugen. Dann kann man das Haar eine Weile an der Luft trocknen lassen, bevor man es mit einem grobzinkigen Kamm entwirrt. Anschließend soll dann der Haaransatz über Kopf trocken geföhnt werden.

Diejenigen, die den Cola-Trick ausprobiert haben meinen, dass das Haar zerzaust sei und aussähe, als sei man gerade aus dem Bett gekrochen. Sie verglichen sie die Textur des Cola-Haars mit der Textur nach einem Tag am Strand. Nur sind es nicht Sand und Salz, die den Haaren mehr Struktur verleihen, sondern das zuckerhaltige Getränk.

In einem in 2015 auf der Website von Seventeen veröffentlichten Artikel probierte die Journalistin Elizabeth Denton zusammen mit drei Kolleginnen den Trick aus. Statt wie üblich Shampoo und Spülung zu verwenden, spülten alle vier Frauen ihr Haar einfach mit Cola aus. Anschließend berichteten sie ihren Lesern über die Ergebnisse.

Im Vorfeld erklärte Denton, dass sie von Natur aus gewelltes Haar hatte, das zu Frizz neigte. Obwohl sie viel Haar hatte, war es eher fein. Nun wollte sie ein Produkt finden, das die Lücke zwischen schlaffem und voluminösem Haar schließen konnte. Dann verriet sie, wie die Cola-Spülung bei ihrem Haar gewirkt hatte.

Leider stellte sich heraus, dass Cola ganz und gar nicht das Wundermittel war, das Denton sich erhofft hatte. So wirkte sich Cola auf ihre Mähne aus: "Mein Haar war zwar definitiv weicher (Bonus!), aber eine Seite hatte viel zu viel Textur - als ob ich ins Meer gesprungen wäre und mein Haar anschließend nicht gebürstet hätte."

Abgesehen von der ungleichmäßigen Textur musste Denton zugeben, dass der Cola-Trick ihr Haar schön und glänzend machte. Das überzeugte sie aber noch nicht ganz. In ihrer Zusammenfassung schrieb sie: "Ich glaube, das funktioniert besser bei jemandem, der von Natur aus glattes Haar hat und nicht mit seiner natürlichen Textur zu kämpfen hat."

Für Dentons Kollegin Jelani war der positive Effekt der Cola-Spülung nur von kurzer Dauer. Zunächst einmal schien das Soda das Volumen ihrer feinen, lockigen Mähne zu erhöhen. Als sie ihr Haar nach dem Trocknen dann stylen wollte "wurde es zu Brei". Sie schrieb: "Es war ein großes, chaotisches Durcheinander - keine Locken, nur super krauses Haar".

Trotz der Vorbehalte von Denton und Jelani war die Redakteurin von Seventeen.com, Thalia, positiv überrascht von der Wirkung des Cola-Tricks: "Überraschenderweise mochte ich das Ergebnis größtenteils." Sie meinte, der Trick habe ihrem Haar mehr Volumen und Glanz verliehen. Allerdings fügte sie hinzu: "Nicht genug, um es dauernd zu machen."

Die letzte Redakteurin von Seventeen.com, die ihre Haare mit Cola gewaschen hat, war Noelle. Sie hatte feines Haar, das ohne die richtige Behandlung zu Frizz neigte. Sie sagte, dass das Soda ihre Haare beruhigte und ihre Locken länger hielt, aber die Ergebnisse würden nicht ausreichen, um ihr Haar regelmäßig mit Cola zu spülen.

Somit scheint die Jury noch nicht über den Cola-Trick entschieden zu haben. Tatsächlich gibt es einige wissenschaftliche Belege für die Behauptung, dass die Limo in der Haarpflege eingesetzt werden kann. Ein Beitrag auf HairFinder.com erklärt, dass das Getränk verwendet werden, um natürliche Locken zu betonen und definierter erscheinen zu lassen.

Diese lockenfördernde Wirkung ist auf die Phosphorsäure zurückzuführen, die in der Cola enthalten ist. Dadurch enthält die Limo einen extrem niedrigen pH-Wert von 2,5. Und als Säure bewirkt sie nunmal, dass sich die Haarkutikula bei der Anwendung zusammenzieht, wodurch die Strähnen glänzend und glatt erscheinen. Falls das Haar zu Locken neigt, sollten sie dadurch noch verstärkt werden.

Dazu kommt, dass Cola dem Haar mehr Fülle verleihen und es voluminöser erscheinen lassen kann. Nun können zuckerhaltige Rückstände zwar die Haare in Form bringen, sie sind aber nicht gut für die Kopfhaut. Durch eine Spülung mit Soda werden die Haarwurzeln nicht gereinigt, und klebrige Reste ziehen unweigerlich mehr Staub und Schmutz an als sonst.

Möglicherweise ist also die Cola-Spülung doch nicht der Heilige Gral der Haarpflege. Eine wiederholte Anwendung könnte sogar die Kopfhaut schädigen und zu splissigen Längen führen. Als Notfall-Stylingtrick für den selben Abend könnte es jedoch einen Versuch wert sein. Vielleicht bleibt man auch einfach dabei, Cola als Erfrischungsgetränk zu genießen und sie sich nicht über den Kopf zu gießen.